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Das Institut für Experimentelle Physik I wurde in „Peter-Debye-Institut für Physik der weichen Materie“ umbenannt. Auch das Institut für Experimentelle Physik II hat mit „Felix-Bloch-Institut für Festkörperphysik“ einen neuen Namen bekommen.

Der Erweiterte Senat hat die zuvor schon von Fakultätsrat und Rektorat genehmigten Namensänderungen am 31. Januar 2017 beschlossen. Ziel der Umbenennung ist, die wissenschaftliche Ausrichtung und die Tradition der beiden Institute anzuzeigen und die bisherigen generischen und nichtssagenden Namen zu ersetzen.

Peter-Debye-Institut für Physik der weichen Materie
(auf Englisch: „Peter Debye Institute for Soft Matter Physics“)

Die Person Peter Debye ist sehr eng mit der erfolgreichen Entwicklung der Physik in Leipzig verbunden. 1927 aus Zürich nach Leipzig berufen, hat er das Physikalische Institut als Direktor bis 1936 gemeinsam mit seinen Kollegen zu einem internationalen Zentrum der Naturwissenschaften entwickelt. In dieser Zeit wurde Leipzig Anlaufpunkt für führende internationale Wissenschaftler. Durch seine Persönlichkeit sind Forscher wie Werner Heisenberg oder Friedrich Hund nach Leipzig berufen worden. Peter Debye hat mit seiner Vielseitigkeit herausragende Beiträge zum Gebiet der Festkörperphysik, der Quantenphysik, der Röntgenstrukturanalyse, aber auch in der physikalischen Chemie mit der Mikrowellen-Spektroskopie an Flüssigkeiten oder der Theorie elektrolytischer Lösungen geleistet. 1936 wurden Debyes Arbeiten zur Bestimmung der Molekülstruktur mittels Röntgenstrahlen und zu Dipolmomenten mit dem Nobelpreis für Chemie gekrönt. Es ist vor allem diese grundlegende Forschung an Molekülen im Grenzgebiet zur Chemie, die Wegbereiter der heutigen Soft Matter Physik war. Auf seinen Beiträgen bauen eine Vielzahl von experimentellen Methoden, wie die dielektrische Spektroskopie, optische Pinzetten und Verfahren der Lichtstreuung auf, die heute die Grundlage aktueller Forschung am Institut bilden. Debye ist damit sowohl historisch als auch aktuell untrennbar mit der Forschung am Institut für Experimentelle Physik I verbunden. Die Namensgebung Peter-Debye-Institut spiegelt diese Verbindung nun auch öffentlich wider und würdigt gleichzeitig die herausragenden Beiträge der Mitglieder des Instituts auf den Gebieten der Molekülphysik, der optischen Mikroskopie und molekularen und zellulären Biophysik.

Der Namenszusatz „für Physik der weichen Materie“ kennzeichnet das zentrale Forschungsfeld des Instituts. Es wird damit klar erkenntlich, dass sich das Institut der Physik weicher Materie in unterschiedlichen Aspekten widmet und damit auch thematische Schwerpunkte in der Ausbildung von Studierenden und Promovierenden setzt. Es soll als Ansprechpartner für fachübergreifende Forschungsverbünde und Anlaufpunkt für Nachwuchswissenschaftlerinnen und Naturwissenschaftler sichtbar werden.

Felix-Bloch-Institut für Festkörperphysik
(auf Englisch: „Felix Bloch Institute for Solid State Physics“)

Felix Bloch steht wie kein anderer für die personelle Tradition und die wissenschaftlichen Grundlagen für die langjährige und aktuelle inhaltliche Ausrichtung des bisherigen Instituts für Experimentelle Physik II. Die neue Namensgebung spiegelt dies nun öffentlich wider. Felix Bloch war seit 1927 als erster Doktorand von Heisenberg auf Empfehlung von Peter Debye, in seiner Promotion 1928 und Habilitation 1931 und 1932 – 1933 als Privatdozent an der Universität Leipzig tätig. Er hat insbesondere durch seine Entwicklung der „Bloch-Funktionen“ in Leipzig (1927 – 1928) und der Entwicklung der Bandstrukturtheorie im Allgemeinen und damit verbundenen Theorie der Leitfähigkeit die Grundlagen der Quantentheorie des Festkörpers gelegt. Ebenso stellen seine Arbeiten zu Ferromagnetismus und Spin-Wellen (1932 – 1933) richtungsweisende Leipziger Arbeiten dar. Die später 1946 in Amerika (Stanford) entwickelten „Bloch-Gleichungen“ für Zwei-Niveau Systeme, die „Bloch-Kugel“ und die Entdeckung der nuklearen magnetischen Resonanz (NMR), die mit dem Nobelpreis (1952, 50 % mit Edward Purcell) gekrönt wurden, resultieren aus ursprünglich in Leipzig entwickelten Gedanken, und seine Verbundenheit mit Leipzig drückte er einst an Heisenberg so aus: „Während all der ereignisschweren Jahre, seit ich Sie das letzte Mal gesehen habe, hat mich niemals das Gefühl der tiefen Verbundenheit verlassen für alles, was Sie mir gegeben haben“. Die hiesige nukleare magnetische Resonanz wird seit den 1950er Jahren gepflegt und besitzt heute eine unikale weltweite Stellung bzgl. Diffusion, hoher Magnetfelder und unter Druck. Die seit den 60er Jahren etablierte Halbleiterphysik in Leipzig beruht fundamental auf den Bloch-Funktionen und hat heute im Bereich der oxidischen Halbleiter eine weltweit führende Stellung. Hofstadter schrieb in seinem Nachruf auf Bloch: „The importance of this paper can hardly be overstated for it provided the basis for the band theory of condensed matter. [...] Everyone knows, now, what this implies for the enormous strides made in our times in radio, television, computers, communications, space exploration, etc., by the replacement of vacuum tubes, with their limited lifetimes, by the long-lived and rugged simplicity of semiconductors.“ Die Physik der Zwei-Niveau-Systeme wird nicht nur im Rahmen der NMR intensiv untersucht sondern in ihrer modernsten Ausrichtung auch an atomaren, Festkörper-gebundenen Zentren (zum Beispiel am sogenannten NV-Zentrum in Diamant), welche die Grundlage von Quantencomputern bilden können und bereits extrem sensitive Magnetfeldsensoren darstellen. Somit sind mit der Person und dem Wirkung von Bloch in Leipzig auch die herausragenden Beiträge der Leipziger Festkörperphysik eng verbunden.

Der Namenszusatz „für Festkörperphysik“ kennzeichnet das zentrale Forschungsfeld des Instituts. Es wird damit klar erkenntlich, dass sich das Institut der Physik kondensierter, fester Materie in unterschiedlichen Aspekten widmet und damit auch thematische Schwerpunkte in der Ausbildung von Studierenden und Promovierenden setzt. Es soll als Ansprechpartner für fachübergreifende Forschungsverbünde und Anlaufpunkt für Nachwuchswissenschaftler sichtbar werden.