Pressemitteilung vom

Am Samstagabend (13.11.2021) ging der UN-Weltklimakonferenz in Glasgow zu Ende. Vertreter:innen von gut 200 Staaten haben sich nach zweiwöchigen Verhandlungen zu dem 1,5-Grad-Ziel sowie beschleunigten Klimaschutzmaßnahmen bekannt. Nach einer Verlängerung kam eine abgeschwächte Formulierung zur Abkehr von der Kohle noch zustande. Bei finanziellen Zusagen an ärmere Länder für die Bewältigung von Klimaschäden wurden die Erwartungen ebenfalls nicht erfüllt. Wir sprachen darüber mit Prof. Dr. Johannes Quaas, Professor für Theoretische Meteorologie an der Universität Leipzig.

Wie schätzen Sie die Ergebnisse des Weltklimagipfels in Glasgow ein?

Einige wichtige Fortschritte wurden trotzdem erzielt. Sie wurden dadurch angetrieben, dass wir erstens – fast 30 Jahre nach der Klimakonvention von Rio de Janeiro, dessen 26. Nachfolgekonferenz, die in Glasgow jetzt ja war – mittlerweile nicht nur mit Messinstrumenten und in Klimasimulationen sehen, dass sich das Klima sehr deutlich und dramatisch wandelt. Und zweitens, weil die jungen Menschen in großer Zahl und mit sehr stichhaltigen Argumenten auf die Straße gehen. Aber, man muss auch sagen: eine Beschränkung auf die 1,5 Grad Celsius. Erwärmung schaffen diese Versprechungen nicht, sehr wahrscheinlich auch nicht eine Beschränkung auf 2 Grad Celsius Erwärmung. Was diese eher abstrakten globalen Mittelzahlen konkret bedeuten, kann man sich im Bericht des UN-Weltklimarates anzeigen lassen.

Welche Chancen wurden von der Weltgemeinschaft angesichts des auch Ihnen mit verfassten UN-Weltklimaberichtes genutzt und welche wurden vertan?

Die wichtige wissenschaftliche Entwicklung ist aus meiner Sicht, dass im gerade veröffentlichten Bericht stärker als vorher herausgestellt wurde, was der Klimawandel für konkrete Wetterextreme bedeutet. Das zeigt den Menschen ganz konkret auf, was sich für sie selbst verschlechtert – etwa kürzlich in der Eifel. Deswegen ist diese sogenannte Attributionsforschung so wichtig. Daher baut unsere Universität Leipzig in diesem Bereich gerade, als Erste in Deutschland und als eine der Ersten in Europa, zwei Professuren dazu auf. Ich denke: Durch diese Attribution wird dann für noch mehr Menschen weltweit der Klimawandel so konkret und wichtig, dass sie Klimaschutz an der Wahlurne berücksichtigen oder bei Demonstrationen einfordern.

Ist es noch 5 vor 12 oder wie tickt die Klimauhr angesichts der Entscheidungen in Glasgow jetzt?

Die Idee, dass es irgendwann zu spät ist und dann ohnehin alles egal ist, stimmt nicht: je früher und je mehr Klimaschutz, desto weniger dramatisch. Änderungen bei 2,2 °C Erwärmung sind wesentlich weniger gravierend als bei 2,3 Grad Celsius.

Hinweis:

Prof. Dr. Johannes Quaas ist einer von rund 200 Expert:innen der Universität Leipzig, auf deren Fachwissen Sie in unserem Expertendienst zurückgreifen können.