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Magister und Scholaren von der Prager Karlsuniversität waren es, die vor 608 Jahren die Gründung der Universität Leipzig zuwege brachten. Mit dem promovierten theoretischen Physiker Viktor Holubec bekommt Leipzig nun erneut Verstärkung von der ältesten Universität Mitteleuropas. Holubec konnte eines der renommierten Stipendien der Humboldtstiftung einwerben und wird nun für die nächsten eineinhalb Jahre an der Fakultät für Physik und Geowissenschaften forschen und arbeiten.

Das Spezialgebiet des neuen Stipendiaten sind theoretische Berechnungen zum Energiehaushalt von Mikro- und Nanomaschinen, mit denen er die methodischen Voraussetzungen für innovative nanotechnologische Anwendungen schaffen möchte. Professor Philipp Maass von der Universität Osnabrück gab ihm vor zwei Jahren den Tipp, sich damit in Leipzig zu bewerben. Was den Forscher konkret hierher lockt, ist vor allem eine bestimmte Sorte solch winziger Maschinen, sogenannte heiße „Mikroschwimmer“. Diese basieren auf speziellen Teilchen, die sich bei Laserbestrahlung ungleichmäßig erwärmen und infolgedessen autonom fortbewegen.

Professor Frank Cichos vom Peter-Debye-Institut für Physik der weichen Materie entwickelt und untersucht diese Teilchen experimentell, Professor Klaus Kroys Arbeitsgruppe am Institut für Theoretische Physik analysiert sie theoretisch. Hier wird Viktor Holubec sein Büro beziehen. Die Arbeiten der beiden Leipziger Physiker, an die Holubec anknüpfen möchte, werden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft über das nationale Schwerpunktprogramm SPP 1726 „Mikroschwimmer“ mit etwa 800.000 Euro gefördert.

Holubec erhofft sich nun wichtige theoretische Impulse, aber auch experimentelle Einsichten. Die von ihm mathematisch beschriebenen Nanomaschinen sollen schließlich auch in der Praxis funktionieren. Die Leipziger wollen im Gegenzug mit Herrn Holubecs Unterstützung Fortschritte beim Verständnis sogenannter Maxwellscher Dämonen oder Perpetuum Mobiles zweiter Art erzielen. Dies sind Mechanismen zur Effizienzsteigerung, die die in der makroskopischen Welt geltenden thermodynamischen Gesetze mithilfe mikroskopischer Information überlisten. Man bekommt dabei zwar am Ende nichts geschenkt, da die Effizienzsteigerung exakt bis auf das letzte Bit mit Information bezahlt werden muss. Auf der Nanoskala ergeben sich dabei aber durchaus interessante Effekte und zudem Einblicke in die unentbehrliche materielle Basis jeder Form von Information, welche im Alltag häufig als etwas gänzlich Immaterielles angesehen wird, da sie sich ja scheinbar kostenlos beliebig vermehren lässt.

Viktor Holubec freut sich bereits darauf, beim diesjährigen Leipziger „Soft Matter Day“ am 23. Juni auch einige für ihn interessante Wissenschaftler aus dem Ausland persönlich kennen zu lernen, etwa den ehemaligen Leipziger Humboldt-Stipendiaten Dipanjan Chakraborty aus Indien oder den Leibniz-Professor des Sommersemesters 2013, Alois Würger aus Bordeaux, der sogar einen ganzen Monat lang in Leipzig bleiben wird.

Überdies möchte er Studierende aus Leipzig und aus seiner Heimat miteinander in Kontakt bringen und gemeinsame Forschungsprojekte für sie initiieren. „Wissenschaftlich geht es also gleich mit Volldampf los“, so der Vater zweier quirliger Jungs im Alter von zweieinhalb Jahren und sechs Monaten, der sich nebenher noch um eine geeignete Bleibe für seine Familie kümmern muss, die so schnell wie möglich nachkommen möchte. „Die nächsten Wochen werden vor allem erst einmal mein Organisationstalent auf die Probe stellen, also wie ich Arbeit, Umzug, Kinderbetreuung und die Deutschkurse für meine Frau und mich unter einen Hut bringe.“, so Holubec. Wünschen würde sich der Hobby-Fußballer, dass dazwischen irgendwann noch etwas Zeit für den Besuch eines Bundesliga- oder Champions-League Spiels bleibt und vielleicht für das eine oder andere Freundschaftsspiel mit Kollegen, was laut einer tschechischen Redewendung auch „gut für den Durst“ sein soll.

Quelle:
Leipziger Universitätsmagazin