Pressemitteilung 2018/265 vom

Die Universität Leipzig ehrt einen ihrer herausragenden Forscher: Mit einer Vorlesung, einer Preisverleihung, einer neugestalteten Ausstellung und der Enthüllung einer Bronzetafel erinnert sie am 23. Oktober an den namhaften Physiker Felix Bloch (1905 bis 1983). An dessen Geburtstag geht es bei der Vorlesung im Felix-Bloch-Institut für Festkörperphysik in der Linnéstraße 5 um die Wechselwirkung von Magnetismus und Licht. Referent ist Prof. Dr. Theo Rasing vom Institute of Molecules and Materials der Radboud University im niederländischen Nijmegen. Dr. Gerhard Rammer von der Technischen Universität Berlin berichtet zudem in seinem Vortrag über das Wirken Felix Blochs in Leipzig.

Als erster Doktorand des berühmten Physikers Werner Heisenberg schaffte Felix Bloch 1928 mit den Ergebnissen seiner Dissertation „Über die Quantenmechanik der Elektronen in Kristallgittern“ die Grundlage der Bandstrukturtheorie in Festkörpern. Damit brachte er die fast 30 Jahre alte klassische Theorie von Elektronen in Metallen von Paul Drude, die ebenfalls in Leipzig entstanden war, auf das Niveau der Quantenmechanik. Die darin berechneten Elektronenwellen werden noch heute Bloch-Zustände genannt.

Premiere für Lecture und Nachwuchspreis

Das Institut an der Fakultät für Physik und Geowissenschaften der Universität Leipzig, das Anfang dieses Jahres in Felix-Bloch-Institut für Festkörperphysik umbenannt wurde, hat die "Felix Bloch Lecture Leipzig" eingerichtet. Dazu werden herausragende Forscher zu aktuellen Themen der Festkörperphysik mit Bezug zu den Forschungen und Ideen des Physikers eingeladen. "Das wissenschaftliche Oeuvre von Felix Bloch war sehr breit und zukunftsweisend. Seine Konzepte, wie Bloch-Oszillation von Elektronen, Bloch-Wände im Ferromagneten oder die Bloch-Kugel für Spinzustände, die seinen Namen tragen, treten in den aktuellsten Forschungsgebieten auf“, sagt Institutsdirektor Prof. Dr. Marius Grundmann, der zu der diesjährigen Vorlesung einlädt.

Im Anschluss an die beiden Vorträge wird erstmalig der "Felix Bloch Early Investigator Award" verliehen. Er geht an Dr. Ralf Wunderlich für seine Arbeiten und Veröffentlichungen zur optisch induzierten Hyperpolarisation in Diamant. Dieser Nachwuchspreis des Instituts, der mit einer Urkunde und einem Preisgeld verbunden ist, wird als Anerkennung an einen Wissenschaftler für herausragende Arbeiten und Erkenntnisse vergeben, die während einer Promotion oder kurz danach maßgeblich an der Universität Leipzig entstanden und mit den Arbeitsgebieten und Ideen von Felix Bloch verbunden sind. "Das Institut knüpft mit dem Preis an die Tätigkeit von Felix Bloch in Leipzig als junger Wissenschaftler, als Doktorand und Habilitand an", betont Grundmann. Die „unsägliche Vertreibung von Felix Bloch durch den Nationalsozialismus“ solle auch künftig in Erinnerung bleiben und zugleich Mahnung sein. 

Bloch war wegen seines jüdischen Glaubens als „Nichtarier“ eines der ersten Vertreibungsopfer der nationalsozialistischen Diktatur. Er durfte seine Assistentenstelle bei Heisenberg an der Universität Leipzig 1933 nicht weiter ausüben und emigrierte schließlich in die Vereinigten Staaten von Amerika, wo er 1936 eine ordentliche Professur an der Stanford University erhielt. Blochs weiteres Wirken brachte viele bekannte Ergebnisse hervor und gipfelte in den Entdeckungen, die die Kernspinresonanz betreffen, die heute als nuclear magnetic resonance oder kurz NMR vor allem durch ihre bildgebenden Verfahren weithin bekannt ist. Felix Bloch und Edward M. Purcell teilten sich dafür den Nobelpreis für Physik im Jahr 1952.

Bronzetafel zu Ehren Blochs wird enthüllt

Zum Abschluss der Veranstaltung wird gegen 19:00 Uhr eine Bronzetafel mit einem Reliefportrait von Felix Bloch im Foyer des Physikgebäudes enthüllt werden. Sie wurde von dem Leipziger Bildhauer Markus Gläser im Auftrag des Instituts geschaffen. In den Außenmaßen orientiert sie sich an einem Pendant im Foyer, das Otto Wiener zeigt, unter dessen Leitung das ehemalige Physik-Gebäude errichtet wurde, in dem Felix Bloch gearbeitet hat und das im Zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört wurde. "Wir hoffen, dass bei der Enthüllung der Bronzeplatte eines der vier in den USA lebenden Kinder und ein Enkel von Felix Bloch dabei sein werden. Dies ist für die Leipziger Physik eine besondere Ehre", sagt Grundmann.

Im Erdgeschoss des Physikgebäudes erinnert zudem eine neugestaltete Ausstellung an das Leben und Wirken von Felix Bloch sowie von Werner Heisenberg, Friedrich Hund und Peter Debye und das von ihnen geleitete weltberühmte Seminar "Struktur der Materie".