Nachricht vom

Die Fakultät für Physik und Geowissenschaften gibt in tiefer Trauer bekannt, dass Herr Professor Lothar Eissmann am 4. Juli 2019, im Alter von 86 Jahren nach einem erfüllten Leben verstorben ist.

Lothar Eissmann wurde am 8. September 1932 im westerzgebirgischen Hartmannsdorf geboren. Nach dem Besuch von Volks- und Hauptschule legte er 1951 sein Abitur in Zwickau ab. Geprägt wurde er durch Alt-Lehrer und Schulräte mit hoher Allgemeinbildung und großem Erfahrungsschatz, insbesondere aber auch durch sein unmittelbares Erleben des Bergbaus auf Steinkohle (Zwickau) und Uran (WISMUT). Bis 1955 studierte er Geologie an der Universität Greifswald unter anderem bei den Professoren Kurt Albert Beyer, Hans Wehrli, Walter Schriel und Rudolf Joseph Groß.

1955 schloss Lothar Eissmann sein Studium mit einer Diplomarbeit zum Gotlandium (Silur) des Vogtlandes ab und erlangte das Staatsexamen zum Diplomgeologen. Auf Wunsch von Kurt Pietzsch, dem Vater der Sächsischen Geologie, wurde er 1956 als Diplomgeologe beim Geologischen Dienst der Staatlichen Geologischen Kommission der DDR (später GFE) eingestellt und unter Rudolph Hohl mit Erkundungsarbeiten in der Bandbreite von Hydrogeologie bis Grundgebirge betraut.

Von 1958 bis 1981 war er Leiter und Bezirksgeologe der Arbeitsstelle Leipzig. Seine Promotion (1963, Universität Greifswald) und Habilitation (1970, Universität Halle-Wittenberg) zu Themen der Fluss- und Landschaftsentwicklung des Saale-Elbe-Gebietes im Känozoikum stammen aus dieser arbeitsreichen Zeit in der geologischen Praxis. Nach dem Wechsel an die Universität Leipzig als Kustos der Geologisch-Paläontologischen Sammlung und erfolgter Wiedervereinigung war er von 1992 bis zur Emeritierung 1997 Ordentlicher Professor für Geologie an der Universität Leipzig und wesentlicher Mitbegründer und Gestalter des neu aufgebauten Institutes für Geophysik und Geologie und seiner geowissenschaftlichen Studiengänge.

Mit Lothar Eissmann verlieren wir einen der letzten Regionalgeologen „klassischer Schule“ Mitteldeutschlands. Seine Grundlagenarbeiten zu Flussgeschichte, Stratigraphie, Klimaverlauf des Känozoikums und quartären Vereisungen, zu Subrosion, Diapirismus, sowie zur Wissenschaftshistorie von Eiszeittheorie bis Landeskartierung haben die mitteldeutsche Region als Modellregion für die Landschaftsentwicklung der letzten 50 Millionen Jahre international bekannt gemacht. Neben 150 Publikationen, von denen viele im Mauritianum Altenburg erschienen, sind vor allem Lothar Eissmanns im Sax-Verlag Markkleeberg erschienenen Bücher zum jüngsten Landschaftswandel Mitteldeutschlands präsent. Sein Lebenswerk ist in den Worten Arthur Schopenhauers, den er zeitlebens verehrte, verinnerlicht: „Im Alter gibt es keinen schöneren Trost, als dass man die Kraft seiner Jugend Werken einverleibt hat, die nicht mitaltern.“
Für uns wird Lothar Eissmann in vielfältiger dankbarer Erinnerung bleiben: als bedeutender Wissenschaftler, als unermüdlicher Wegbegleiter, als wertvoller Freund und Ratgeber zu allen Themen und vor allem als Mensch!

Am Donnerstag, 18. Juli 2019 findet um 14 Uhr auf dem Südfriedhof ein öffentlicher Trauer-Gottesdienst statt. Die Beisetzung wird einige einige Tage später im engsten Familienkreis erfolgen.

Frank W. Junge, Arnold Müller, Frank Bach, Werner Ehrmann, Jürgen Haase