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Die Fakultät für Physik und Geowissenschaften der Universität Leipzig gibt in tiefer Trauer bekannt, dass Herr Dr. Sigurd Schienbein am 28. Januar 2018 nach schwerer Krankheit in Leipzig verstorben ist.

Herr Dr. Schienbein wurde am 15. Februar 1936 in Bolechow (damals: Kreis Dolina, Polen-Galizien, jetzt: Ukraine) geboren. Er verbachte die ersten vier Lebensjahre in Bolechow. Nach einem Lagerleben in Polen von Anfang Januar 1940 bis Ende September 1940 wurde die Familie ab Oktober 1940 bis Januar 1945 in Weide, Kreis Jarotschin (jetzt Jarocin, Polen) angesiedelt, wo er ab 1942 die Volksschule besuchte. Von dort kam die Familie im Februar 1945 nach Heckendorf bei Wiehe im Unstruttal. Ab Anfang 1946 wohnte er in Wiehe, wo die Eltern im Zuge der Bodenreform eine mittelgroße Landwirtschaft erworben hatten. Ab 1946 besuchte er die Goethe-Oberschule in Rossleben und begann nach dem Abitur 1953 das Studium der Meteorologie an der KMU Leipzig, das er 1957 nach acht Semestern mit der Diplomarbeit über Probleme der Feuchtemessung in der freien Atmosphäre bei Prof. Schneider-Carius abschloss. Seit Oktober 1957 war er Wissenschaftlicher Assistent am Geophysikalischen Institut der KMU Leipzig tätig, wo er spezielle Kenntnisse auf dem Gebiet der (UV-)Strahlungsmessung erwarb, umfassende Untersuchungen im Geophysikalischen Observatorium Collm ausführte und die Strahlungsbilanz in verschiedenen Höhen untersuchte. Er betätigte sich an der Entwicklung meteorologischer Instrumente, leitete das Instrumentenpraktikum und führte Exkursionen zur Studentenbetreuung durch. Daneben war er in der Auftragsforschung mit dem Thüringer Kunstfaserwerk in Schwarza und für die Gummi-Industrie tätig. Dabei wurde erstmalig eine quantitative Analyse der Zusammenhänge zwischen Gummialterung und Umweltbedingungen erarbeitet. Im Dezember 1953 promovierte er bei Professor Friedrich Kortüm mit der Dissertation Ein meteorologischer Beitrag zur Technologie der Dederonproduktion. Im Zuge der Schließung des Geophysikalischen Instituts kündigte er und war ab 1. Januar 1969 im Kombinat Wolle und Seide der Textilindustrie als stellvertretender Leiter der Forschungs- und Beratungsstelle für spezielle Produktionsoptimierung und ab 1975 als Leiter dieser Einrichtung tätig. Ab August 1990 bis Juni 1991 war er Geschäftsführer der Nachfolgeinstitution Forschung-Beratung-Spezialklima (FoBeS) GmbH in Leipzig, die im Juni 1991 liquidiert wurde, nachdem die industriellen Aufträge infolge der politischen Veränderungen in Mittel- und Osteuropa weggebrochen waren. Ab September 1994 übernahm Dr. Schienbein am 1993 neu gegründeten Institut für Meteorologie der Universität Leipzig bis zu seinem Übergang in den endgültigen Ruhestand den Lehrauftrag „Experimentelle Methoden der Meteorologie“ mit dem dazu gehörenden Praktikum. Während dieser Zeit nahm er an Messkampagnen auf der Zugspitze, auf Helgoland, in Senegal, Malaysia und Portugal teil und erprobte dabei die Weiterentwicklung eines bereits erfolgreich von Dr. von Hoyningen-Huene eingesetzten Spektralphotometers.

Während seiner gesamten Tätigkeit in der Universität und als Mitglied des Freundeskreises der Fakultät trat Herr Dr. Sigurd Schienbein als aufgeschlossener, kompetenter und zugleich stets freundlicher Kollege in Erscheinung. Sein Tod stellt für uns alle einen sehr schmerzlichen Verlust dar. Die Fakultät wird sein Andenken in Ehren bewahren.

Die Trauerfeier mit Urnenbeisetzung findet am Montag, dem 5. März 2018, 10:30 Uhr auf dem Friedhof Paunsdorf, Hohentichelnstraße, 04328 Leipzig, statt.

Dekan der Fakultät für Physik und Geowissenschaften
Freundeskreis der Fakultät für Physik und Geowissenschaften